Corona stellt uns alle vor ganz neue Herausforderungen. Der Schulalltag unserer Kinder und unser Arbeitsalltag haben sich verändert. Unterricht mit Maske, alle 20 Minuten für fünf Minuten lüften – diese Regeln verlangen uns und unseren Kindern Einiges ab. Aber wie viel Lüften ist tatsächlich nötig, um die Anzahl der Aerosole in der Luft zu reduzieren? Das verrät ab sofort der „SWG-Monitor“, die von den Stadtwerken Gießen (SWG) und der Fabrik19 entwickelte App. Die Anwendung ist verbunden mit einem Sensor, der Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit und CO2-Konzentration misst. Zum Einsatz kommt diese Technik unter anderem bereits in der Gießener Goetheschule. Per Push-Benachrichtigung werden die Lehrer darüber informiert, wann die Fenster geöffnet werden müssen.
LoRaWAN im Einsatz
Die Daten, auf die sich der „SWG-Monitor“ bezieht, werden dabei über das „Long Range Wide Area Network“ (LoRaWAN) übertragen. Im Gegensatz zum mittlerweile weitverbreiteten und bekannteren WLAN-Netzprotokoll können mit LoRaWAN nur geringe Datenmengen und diese maximal zehn Kilometer weit übertragen werden. Doch der große Vorteil ist die Energiesparsamkeit: Ein batteriebetriebener LoRaWAN-Sensor kann bis zu sieben Jahre autonome Daten übertragen. Und die sind jetzt nicht mehr nur über ein Dashboard erreichbar, sondern können mit jedem Smartphone abgerufen werden.
Voraussetzung ist, dass der User berechtigt ist, Zugang zu den Daten zu erhalten. Auch daran haben die App-Entwickler gedacht: Nur wer einen QR-Code abscannt, hat Zugriff auf die „CO2-Ampel“ im App-Format. Ein Vorteil: „Nur die Lehrer werden darüber informiert, wann der Wert in Grenzbereiche kommt“, verdeutlicht SWG-Projektleiter Matthias Hery. Bei einer „CO2-Ampel“, die im Klassenraum steht und die jeder Schüler sehen kann, sei die Aufmerksamkeit schnell nicht mehr beim eigentlichen Unterrichtsthema. „Und nach Schulschluss können sich die Lehrer einfach abmelden und erhalten keine Push-Benachrichtigungen mehr“, so Fabrik19-Geschäftsführer Mark Pralle.
Aktualisierung im fünf-Minuten-Takt
Im fünf-Minuten-Takt werden die Daten aktualisiert: Nicht nur ein Beitrag in Corona-Zeiten, um die Aerosole in der Luft zu reduzieren, sondern auch, wenn es um bedarfsgerechtes Heizen geht. Nach dem gleichen Prinzip seien künftig viele weitere Anwendungsfelder für das System denkbar, betont Pralle. Auch wöchentliche oder monatliche Analysen sind möglich. Beispielsweise kann durch die Überwachung der Luftfeuchtigkeit Schimmelbildung vorgebeugt werden. So ist die Technik nicht nur für Schulen interessant, sondern auch für Unternehmen, wenn es um die Überwachung von Füllständen geht, die Lichtstärke oder die Messung von Bewegungsintervallen.
Hintergrund: Jeder Mensch gibt unter anderem beim Ausatmen jederzeit CO2 und Aerosole ab. Je höher die CO2-Konzentration ist, desto höher ist auch die Anzahl der virenbelasteten Aerosole. Da CO2 und Aerosole in einem direkten Zusammenhang stehen, gibt die Messung des Kohlenstoffdioxidgehalts einen guten Anhaltspunkt zum Lüften.